Die anderen sagten, das geht nur über das Dach

Nagel installiert neue Flaschen-Inspektionsmaschine bei Königsegger WalderBräu AG

Königseggwald – Seit 1822 schäumt das Bier in den Kesseln der Königsegger WalderBräu. Seit 2022, dem 200. Brauerei-Geburtstag, geht es auch wirtschaftlich wieder deutlich aufwärts. Um die hohe Qualität der Biere und Limonaden auch in der Flasche an die Kunden zu bringen, installierte das Unternehmen Nagel Automationstechnik nun eine neue Flaschen-Inspektionsmaschine. Das war gar nicht so einfach.

Nur Nagel schaffte es über die Treppe

„Unser alter Inspektor war 50 Jahre alt, den mussten wir einfach tauschen“, sagt Manuel Baumeister, Technischer Vorstand und Braumeister der Königsegger WalderBräu AG. „Geschwindigkeit, Genauigkeit und die modernen, heutigen Anforderungen zur Erkennung von Scuffing, Embossing und kleinsten Gewinde-Fehlern, da haben wir eine moderne Inspektions-Maschine gebraucht.“ Die Hersteller der Inspektions-Technologie standen schnell Schlange, um der oberschwäbischen Brauerei aus dem Landkreis Ravensburg eine Maschine zu verkaufen. „Jedem von ihnen haben wir klar gesagt, dass der Weg in die Abfüllung nur über eine schmale, steile Treppe ins zweite Obergeschoss führt“, berichtet Baumeister. Viele winkten da gleich ab, andere sagten, die Einbringung sei nur über das Dach oder durch die Herausnahme von seitlichen Fenstern möglich. „Das wollten wir aber nicht. Der einzige, der uns zusicherte, die Maschine nicht nur mit allen unseren technischen Vorgaben zu liefern, sondern sie auch so anzupassen, dass wir sie durch die 93 Zentimeter breiten Türen und eine steile Treppe einbringen konnten, das war Joachim Nagel vom Unternehmen Nagel Automationstechnik aus Kaufungen.“ Baumeister und seine Kollegen entschieden sich für den Nagel-Inspektor, „heute sind wir mit dieser Entscheidung absolut zufrieden. Die Maschine passt wunderbar in unseren Fuhrpark, ist sehr logisch und einfach zu bedienen. Das Umrüsten ist eine Kleinigkeit“, sagt der Technik-Leiter Baumeister.

Im Herbst gibt’s Grünhopfen-Bier mit dem Kunden-Hopfen

Gegründet wurde die kleine Brauerei im Jahr 1822, sie feierte also im vergangenen Jahr ihren 200. Geburtstag. Lange lief es recht gut. Doch die Bierlandschaft, die Zahl der Gaststätten und Feste veränderten sich stark. Zur Jahrtausendwende musste die Braustätte Insolvenz anmelden, gebraut wurde jedoch immer. Eine Gruppe von Königseggwalder Bürgern und Bierliebhabern aus der Region machte es sich zur Aufgabe, die Brauerei vor einer drohenden Schließung zu bewahren. Die erfolgreiche Idee war, dass man aus der ehemaligen „Gräflich Königsegg’sche Brauerei“ zum 1. April 2003 eine Aktiengesellschaft machte. 2500 Aktien zu je 500 Euro wurden ausgegeben, die heute auf 1600 Aktionäre verteilt sind. „So konnten wir die hohen Schulden tilgen, den Braubetrieb fortführen und seit einigen Jahren kontinuierlich die Maschinen modernisieren“, erläutert Baumeister. Hergestellt werden mit 18 Mitarbeitern rund 8500 hl Bier im Jahr: Edel-Pils, das vollmundige Spezial, Hefe-Weizen, Helles, das naturtrübe Märzen, Festbier, das würzig-milde Dunkel, Radler – klar und naturtrüb, das naturtrübe Hell und ein PaleAle mit dem Namen Jubiläums Gold. Mehrere Biere wurden mit DLG- Gold prämiert. „Unsere Hauptmarke ist das Spezial, im Herbst werden wir zum ersten Mal ein Grünhopfen-Bier brauen. Dazu sollen unsere Kunden, die im vergangen Jahr von uns eine Hopfen-Pflanze kaufen konnten, ihren eigenen Hopfen mitbringen und den werden wir dann sofort verarbeiten“, freut sich Baumeister, der in Ulm auf der Braumeister-Schule war und direkt danach bei WalderBräu einstieg. Hinzu kommen jährlich 8000 hl alkoholfreie Getränke: Wasser, Zitrone, Johannisbeere, Orange, Iso-Sport, Mandarine, Blutorange, Grapefruit, Apfel-Schorle, Apfel-Kirsch, ACE-Trink, Cola-Mix, Cola, Corilla und Oranji. Hauptmarke ist das Cola-Mix. Abgefüllt werden in Königsegg braune 0,5l NRW-, weiße 0,5l Schraubverschluss- und grüne 0,33l Long Neck-Flaschen. Das Vertriebsgebiet liegt vom Bodensee bis nach Stuttgart und Reutlingen, einen eigenen Heimdienst gibt es seit Corona nicht mehr, der Anteil der belieferten Gaststätten ist allerdings ziemlich hoch. Etwa ein Viertel des Bieres wird in Fässer abgefüllt.

Nagel: Fehler-Erkennung und Ausleitung auf einem Quadratmeter

Seit 28 Jahren hat sich die Nagel Automationstechnik auf Leerflaschen-Inspektionsmaschinen in Getränke- und Molkereibetrieben spezialisiert. Gebaut werden Maschinen für kleine und mittlere Betriebe, die alle im Hygiene-Design aufgebaut sind, das bedeutet, dass keinerlei Flüssigkeiten oder Schmutz in der Maschine stehen bleiben kann. Zur WalderBräu wurde eine Vollinspektions-Maschine mit Boden-, Mündungs-, doppelter Seitenwandkontrolle, Gewinde- und Embossingkontrolle sowie HF-Laugenkontrolle geliefert. Die ausgelegte Leistung der Maschine beträgt 8.000 Flaschen in der Stunde. Gefüllt werden bei WalderBräu im Schnitt 6.500 Fl./h, so dass technisch genügend Luft nach oben ist. Nagel ist ja dafür bekannt, dass er seine Maschine auf einer Aufstellungsfläche von rund einem Quadratmeter platziert, „zudem ist sie als Eckmaschine konzipiert, passte also perfekt in unseren Flaschenkeller“, sagt Baumeister. Selbst die Aussortierung fehlerhafter Flaschen findet innerhalb der kleinen Grundfläche durch Ausleitklappen statt, wodurch eine Aussortierung mit 100 Prozent stehenden Flaschen realisiert wird. Dieses System ist sehr gut geeignet für kleine und mittlere Abfüllanlagen. Aufwändige Bänder oder Bandsteuerungen werden nicht benötigt.

Hochwertige Kameras erkennen alle Fehler

Um die Inspektions-Maschine allerdings über die lange, schmale Treppe transportieren zu können, wurden die seitlichen Komponenten demontiert, der Maschinenkörper 40 Zentimeter tiefer gelegt und das Ganze in ein stabiles Holzgestell eingefasst. Mit Treppenlift und viel Manpower gelang es, die neue Technologie in das zweite Obergeschoss zu transportieren. Innerhalb weniger Stunden war dann alles wieder angebaut und die Inspektionsmaschine in die Fülllinie integriert.

Flaschenlauf

Dabei wurde die Steuerung der Flaschen-Transportbänder in den Inspektor übernommen. Die Flaschen laufen nach der Waschmaschine auf dem Transportband in die Inspektionsmaschine ein und werden dort von einem hochwertigen Kontrollsystem mit Ethernet CCD-Kameras und verschleißfreier LED Beleuchtungstechnik überprüft. Der sensible Bodenbereich wird mit höchster Genauigkeit auf Beschädigungen und Verunreinigungen kontrolliert, dabei jegliche Fremdkörper am Flaschenboden erkannt. Bekannte und typische Probleme, wie Hefereste, Zigarettenkippen, Folien, zusammengedrückte Kronenkorken oder Trinkhalme, werden sicher detektiert. Es folgt eine mehrfache Überprüfung der Seitenwände auf Beschädigungen und Verschmutzungen. Diese Kontrolle erfolgt über die volle Flaschendrehung, wobei je nach Flaschendurchmesser vier bis zehn Aufnahmen erstellt und ausgewertet werden: Trinkhalme, Maurerdreck, Etikettenreste, Risse oder Schimmel und vieles mehr werden sicher festgestellt.

Problembereiche Mündung und Restflüssigkeiten

Ein ganz wichtiger Bereich für die WalderBräu sind die Mündungen, vor allem bei den weißen Schraubverschluss-Flaschen. Eine spezielle Hochleistungs-Kamera erkennt defekte oder ausgebrochene Flaschenmündungen. Über die vier Kameras der Gewindekontrolle wird nicht nur das Gewinde exakt geprüft, sondern auch bei Kronkorkenflaschen, ob Brüche unter dem Mündungswulst vorhanden sind. Eine Mündungskamera würde das alleine nicht erkennen. Eine Verletzungsgefahr wird damit ausgeschlossen, gleichzeitig aber auch ein undichtes Verschließen und das Produkt-Verderben.

Geprägte Fremdflaschen werden ausgeschleust

Ein weiteres Problem bei der WalderBräu sind die Fremdflaschen, speziell die geprägten („embossed“) Flaschen vom Wettbewern. „Lange haben wir versucht, diese Flaschen schon vor dem Auspacken auszusortieren, doch das wurde immer schwieriger. Mit der neuen Nagel-Maschine werden diese Flaschen sicher erkannt und ausgeschleust“, berichtet Baumeister. Nagel setzt dafür eine zusätzliche Farbkamera ein.

Aussortierte Flaschen noch einmal manuell checken

Die vollständig kontrollierten Flaschen fahren nun aus der Inspektionsmaschine hinaus. Sämtliche erkannten Fehler, Beschädigungen oder Verunreinigungen führen zu einer zuverlässigen Aussortierung auf ein Ausleitband. Hier kann das Bedienpersonal überprüfen, ob es nur Verunreinigungen sind, die bei einem erneuten Durchlauf durch die Waschmaschine beseitigt werden können. Flaschen mit einem Mündungs- oder Gewindebruch werden von einem Pusher direkt nach der Ausleitung in einen Altglasbehälter sortiert.

Ferndiagnose hilft ungemein während den Abfüllphasen

Sämtliche Produktionsdaten, Testflaschenprotokolle und Maschinenzustände stehen in übersichtlichen Protokollen zur Verfügung und können automatisch oder auf Abruf jederzeit zur Kontrolle ausgedruckt werden. „Dieser Inspektor hat alle Funktionen, die ein Betrieb unserer Größe benötigt. Er ist sehr zuverlässig, einfach zu bedienen und bei einem Flaschenwechsel rasch umzustellen. Dass es bei Störungen auch die Möglichkeit zur Ferndiagnose über das Internet gibt, ist natürlich ideal – uns wird so rasch geholfen und wir müssen nicht auf einen Techniker warten. Wir sind daher mit der Nagel-Maschine rundum zufrieden“, betont der technische Vorstand Baumeister.